Sie messen den Blutdruck, berechnen Kalorien oder zählen die Schritte. Unzählige Apps gibt es dafür mittlerweile für das Smartphone. Was für Vorteile haben diese Programme und welche Gefahren sind damit verbunden? Eine Analyse von Anna Küch:
Der Markt mit den Gesundheits-Apps ist unübersichtlich. Schätzungen zufolge gibt es weit über 100. 000 Anwendungen für das Handy. Viele werden weder geprüft, noch ausgewertet. „Es wird immer schwieriger zwischen guten und schlechten Angeboten zu unterscheiden. Deshalb brauchen wir Qualitäts- und Datenschutzstandards, auf die sich Bürger verlassen können“, sagte Lutz Stroppe, Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit schon 2016.
Studie der Bundesregierung
Die Bundesregierung hat 2016 eine Studie in Auftrag gegeben, in der sie Chancen und Risiken von den Gesundheits-Apps testen ließ. Ergebnis:
Sogenannte Life-Style Apps, die Schritte zählen, die körperliche Fitness messen oder das Gewicht überwachen, können sinnvoll sein. Sie animieren den Träger, sich mehr zu bewegen, fordern ihn auf, noch eine Runde zu gehen oder machen ihm bewusst, dass er den ganzen Tag im Büro gesessen hat.
Es gibt Studien, dass diese Anwendungen auf dem Handy das Gesundheitsbewusstsein fördern. Menschen werden körperlich aktiver. Die Apps motivieren sie, die Ernährung umzustellen, was tatsächlich zum Gewichtsverlust führen kann. Die konsequente Nutzung solcher Apps lässt im Laufe der Zeit aber nach, so dass sich der gewünschte Effekt wieder verringert.
Diagnose und Therapie
Es gibt mittlerweile auch einige Angebote zur Diagnostik und Therapie.So kann man per Smartphone den Herzrhythmus überprüfen. Bei einer App legt man beispielsweise die Kameralinse des Telefons fünf Minuten auf den kleinen Finger. So kann die App die durch den Pulsschlag ausgelösten Helligkeitsschwankungen messen.Wenn man andere Programme kauft, werden Elektroden mitgeliefert, die man an das Handy und sich anschließen kann und so ein mobiles EKG System erhält.
Auch eine Migräne-App, von Medizinern entwickelt, kann sinnvoll sein. Der Betroffene führt dann über das Handy ein Kopfschmerztagebuch und erhält Tipps, wann der Einsatz von Medikamenten sinnvoll ist. Es gibt Apps für Allergiker, die vor Pollenflug warnen oder Apps für den Rücken, die Videotrainingsprogramme anbieten.
Experten warnen aber vor Fehldiagnosen. Wer mit seinem Smartphone einen Hörtest macht, braucht geeignete Kopfhörer. Sonst kann das Ergebnis falsch sein. Auch kann eine Bilderkennungssoftware, mit der ein Nutzer auffällige Muttermale fotografieren kann, nicht den Gang zum Hautarzt ersetzen.
Frühwarnsystem für Diabetiker
Gerade bei chronischen Erkrankungen könnten Gesundheits-Apps einen Nutzen für die Patienten bringen. In der Diabetes-Forschung wird derzeit ein Frühwarnsystem untersucht. Ein Sensor unter der Haut des Patienten übermittelt die Blutzuckerwerte direkt auf das Smartphone. So weiß der Diabetiker immer, wieviel Insulin er sich spritzen muss und wann sein Wert bedenklich ist. Apps können chronisch Kranke daran erinnern, ihre Medikamente einzunehmen oder die Nebenwirkungen dokumentieren. Das Management einer Krankheit kann leichter werden.
Risiken
Die Grenze zwischen Wellness, Fitness und Gesundheit ist für die Verbraucher oft nicht ganz klar, ebenso wenig wie für den Hersteller: Wenn hinter der App ein medizinischer Zweck steht, muss sie wie ein Medizin-Produkt von staatlichen Stellen getestet werden. Das geschieht in der Praxis aber bislang erst bei wenigen Apps.
Ein weiteres Problem, woher weiß der Anwender, ob das Softwareprogramm etwas taugt? Viele Apps werden von kommerziellen Herstellern entwickelt, die dann gerne auch ihre Produkte anbieten.
Datenschutz ist ein Problem
Die Apps sammeln die persönlichen Gesundheits- und Fitnessdaten. Doch viele Anbieter halten die datenschutzrechtlichen Anforderungen häufig nicht ein. Es fehlt an Transparenz für den Nutzer. Wenn Daten im Ausland gespeichert werden, sind sie nicht dem deutschen Datenschutzrecht unterworfen. Das heißt, es ist völlig unklar, was mit den erhobenen Daten passiert.