Nutzung von eHealth-Produkten: Ein Blick auf die Daten

23 Mai 2019
Nutzung von eHealth-Produkten: Ein Blick auf die Daten
Copyright: Adobe Stock / Artem Varnitsin

Von Valentine Auer

Über die sogenannte Vermessung des Menschen wird derzeit sowohl medial als auch politisch viel geschrieben und diskutiert. Gemeint sind damit Apps und Wearables, die Gesundheits- oder Fitnessdaten aufzeichnen und Menschen in ihrem Alltag begleiten: Sei es, um den eigenen Körper besser kennenzulernen, um sich selbst zu einem fitten und gesunden Lebensstil zu motivieren oder um Krankheitsverläufe zu beobachten. Nur selten kommen bei diesen Debatten die Nutzer*innen selbst zu Wort. Wir werfen einen Blick auf unterschiedliche Studien und Untersuchungen, bei denen die Nutzer*innen befragt werden: Wie viele Menschen nutzen überhaupt eHealth-Produkte? Aus welchen Gründen verwenden sie diese Apps und was spricht gegen die Nutzung?

eHealth-Apps und Wearables in China, Brasilien, USA und Deutschland am beliebtesten

Einen Hinweis darauf, wie gefragt eHealth-Apps weltweit und in Deutschland sind, zeigt eine Studie des Marktforschungsinstituts GfK. GfK befragte mehr als 20.000 Internetnutzer*innen (ab 15 Jahren) in 16 Ländern, ob sie ihre Gesundheit oder Fitness mit einer App, mit einer Smartwatch, mit einem Fitness-Armband oder –Clip überwachen. Das Ergebnis: 33 Prozent aller Befragten gaben an, dass sie ihre Gesundheit und/oder Fitness derzeit überwachen, 18 Prozent taten dies in der Vergangenheit. Wirft man nur einen Blick auf die derzeitige Überwachung, liegt Deutschland mit 28 Prozent auf Platz vier im internationalen Vergleich, nach China (45 Prozent), Brasilien und den USA (jeweils 29 Prozent).

Überwachung der Fitness am Wichtigsten

„Ich möchte meine körperliche Kondition erhalten oder steigern“. „Ich möchte mich zum Sporttreiben motivieren“. Diese zwei Aussagen sind dabei die am häufigsten genannten Gründe, die die Benutzer*innen weltweit veranlassen, ihre Gesundheit oder Fitness digital zu überwachen (55 bzw. 50 Prozent). Auch auf Platz drei der genannten Gründe werden sportliche Ambitionen genannt, nämlich die Leistungsfähigkeit zu verbessern (35 Prozent). Neben einem fitteren Lebenswandel ist den Befragten auch eine gesunde Ernährung (34 Prozent), ein besserer Schlaf oder das Abnehmen wichtig (jeweils 29 Prozent). Gleichzeitig gaben nur 17 Prozent der Befragten an, dass sie einen bestimmten Gesundheitszustand überwachen.


Die GfK-Studie gibt zudem Aufschluss darüber, von wem eHealth-Apps oder Wearables verwendet werden: So gaben 39 Prozent der weiblichen und 43 Prozent der Befragten in Deutschland an, diese derzeit oder in der Vergangenheit zu nutzen. Nach Alter aufgeschlüsselt zeigt sich, dass vor allem Personen zwischen 15 und 19 Jahren eHealth-Apps oder Wearables (54 Prozent) nutzen. Dieser Wert ist bei den 40- bis 49-jährigen Befragten am niedrigsten (29 Prozent).

Sorge um die eigenen Daten

„Wearables, Fitness-Apps und der Datenschutz: Alles unter Kontrolle?“: Unter diesem Titel veröffentlichten die Verbraucherzentralen eine Untersuchung, bei der 1.055 deutschsprachige Internetnutzer*innen im September 2016 (ab 14 Jahren) zum Themenkomplex Wearables/Fitness-Apps und Datenschutz befragt wurden. Die Ergebnisse zeigen eine deutlich geringere Nutzung als bei den GfK-Ergebnissen: Nur fünf Prozent der Befragten gaben an, ein Wearable bzw. eine Fitness-App zu verwenden. Gefragt wurde auch nach Gründen gegen die Nutzung. Als Hauptgrund wurde die Sorge um die eigenen Daten genannt.

Doch nicht nur jene, die kein Wearable nutzen, zeigen sich besorgt, wenn es um die sensiblen Gesundheits- und Fitnessdaten geht: Auch wenn diese Sorge bei den Wearable-Nutzer*innen tendenziell geringer ist, ist allen Befragten gemein, dass ihnen die Sicherheit ihrer Daten wichtig ist und eine potentielle Weitergabe an Dritte abgelehnt wird: Als störend wird zum Beispiel das fehlende Wissen darüber genannt, wie die online preisgegebenen persönlichen Informationen genutzt werden (79 Prozent der Wearable-Nicht-Nutzer*innen vs. 71 Prozent der Wearable-Nutzer*innen). Weitere 78 Prozent bzw. 75 Prozent haben zudem Bedenken, dass die Daten mit Unternehmen geteilt werden und 78 Prozent bzw. 66 Prozent äußern sich kritisch über die fehlende Kontrolle. Gleichzeitig haben nur 39 Prozent bzw. 50 Prozent Vertrauen in Online-Dienste und deren Umgang mit den persönlichen Informationen.

Der potentielle Zugang zu sensiblen Daten, wie jene über die Gesundheit und das Wohlbefinden, war auch Thema bei der Eurobarometer-Befragung, die im Mai 2017 durchgeführt wurde. Konkret stellte man den Teilnehmer*innen folgende Frage: „Wären Sie bereit, Zugang zu Ihren persönlichen Gesundheitsdaten und Daten über Ihr Wohlbefinden zu gewähren (Daten zur medizinischen Versorgung, zum Lebensstil, zu körperlichen Aktivitäten, zur Ernährung usw.)?“ Dabei zeigt sich, dass es die Bereitschaft gibt, dem Arzt, der Ärztin oder einer medizinischen Fachkraft den Zugang zu gewähren. Dem stimmen in Deutschland 60 Prozent zu, der EU-Durschnitt ist mit 65 Prozent höher. Deutlich weniger Personen befürworten, dass Behörden oder staatliche Unternehmen zu medizinischen Forschungszwecken Zugang zu ihren anonymisierten Daten erhalten (18 Prozent in Deutschland) und nur vier Prozent wollen diese Daten Privatunternehmen für kommerzielle Zwecke zugänglich machen. Demgegenüber stehen 24 Prozent, die ihre Daten unter keinen Umständen hergeben wollen.

Entsprechend der Eurobarometer Ergebnisse will die EU eine Infrastruktur schaffen, die es erlaubt, dass alle Bürger*innen, EU-weit auf ihre Gesundheitsdaten zugreifen und Gesundheitsdienstleister*innen diese über Grenzen hinweg austauschen können. Für den Austausch von Gesundheitsdaten, die für die Forschung und für die personalisierte Medizin zur Verfügung stehen, soll ein Freiwilligkeitsmechanismus entwickelt werden, der eine schnellere Forschung erlaubt.

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