Maria Dießner nimmt am aktuellen Diskurs-Projekt “Miteinander vor Ort” teil. Sie ist Projektleiterin im Bereich Jugendbeteiligung in der Kommune für den Kinder- und Jugendring Landkreis Leipzig e.V.
Im Landkreis Leipzig führen sie und ihre drei Kolleg*innen aus dem Flexiblen Jugendmanagement verschiedene Projekte zur Jugendbeteiligung durch. Sie berichtet, dass – wie bei vielen anderen Projektträgern auch – die Corona-Maßnahmen die geplanten Vorhaben ausgebremst haben Das betrifft zum Beispiel ihr Projekt „Ohne Jugend sieht unser Ort alt aus – Jugendforum Böhlen“. Geplant waren unter anderem die Einweihungsfeier des eigenen Projektraumes, ein gemeinsamer Frühjahrsputz mit dem Stadtrat, ein Graffiti-Workshop und ein Open Air Kino zum KindertagIn vielen Nationen auf der Welt wird einmal im Jahr ein Kindertag gefeiert. Da dieses Datum für die einzelnen Staaten jedoch nicht bindend ist, findet der Kindertag auf der ganzen Welt an unterschiedlichen Tagen statt. Ganz besonders stellt sich diese Situation in Deutschland dar. Aufgrund der unterschiedlichen geschichtlichen Entwicklung gibt es hier zwei Kindertage. Der 20. September ist der Weltkindertag. Der Internationale Kindertag wird in Ostdeutschland hingegen am 1. Juni gefeiert..
Gearbeitet wird gerade von zu Hause, wo neben den administrativen Aufgaben jetzt auch die Erprobung und Umstellung auf digitale Formate erfolgt. Welche Tools eignen sich gut, um beispielsweise Video-Konferenzen oder Befragungen durchführen zu können? Mittels welcher Tools lassen sich einfach themenspezifische Ideensammlungen im Team in eine übersichtliche Form bringen? So wird eben mal schnell digitalisiert, unermüdlich ausprobiert und neu organisiert, was durchaus auch zu neuen und hilfreichen Möglichkeiten und Erkenntnissen führt. Für die Team-Besprechungen findet man sich online ein.
Sehr wichtig ist Maria Dießner und ihre Mitstreiter*innen, den Kontakt mit den Jugendlichen regelmäßig und beständig aufrechtzuerhalten. Sie kommunizieren hauptsächlich via WhatsApp und über Video-Chats. Zudem hat das Team unter dem Motto „Kein Lockdown ist für immer“ eine Seite eingerichtet, auf der die Jugendlichen „Corona-sichere“ Projekte vorschlagen können. Gemeinsam wird dann versucht, diese Vorschläge entsprechend den geltenden Vorgaben zu realisieren.
Der Wunsch nach Normalität wächst stetig
Parallel dazu haben sie eine Jugendbefragung gestartet, um mehr darüber zu erfahren, wie es den Jugendlichen in der aktuellen Situation geht, was ihnen am meisten zu schaffen macht und in welchem Bereich sie gerade Unterstützung benötigen.
Da überwog zu Beginn der Krise bei einigen Jugendlichen die Freude über den Schulausfall. Doch darauf folgte schnell die Ernüchterung über den fehlenden direkten Kontakt mit Freunden, der Familie oder den Lehrenden und die Erkenntnis, dass die reale, die physische Begegnung nicht dauerhaft durch Video-Chats oder Telefonate ersetzt werden kann. Der Wunsch nach Normalität wächst stetig. Und so lange sich Austausch überwiegend im digitalen Raum abspielen muss, ist das besonders in jenen Orten im Landkreis erschwert, die im Jahr 2020 noch über keine stabile Internetverbindung verfügen.
Auch das Thema Datenschutz ist relevant: Aufgrund des starken Anstiegs digitaler Angebote machen sich viele Jugendliche Gedanken darüber, was mit ihren Daten passiert. So äußerten einige den Wunsch nach datenschutzrechtlich unbedenklichen Tool-Empfehlungen.
Belastend ist für viele Jugendliche die Fülle an Schul-Aufgaben. Scheinbar gab es im Vorfeld unter den Lehrenden keinen Austausch. Das Resultat war eine nicht zu bewältigende Menge an Aufgaben. Da sich die Jugendlichen auch eigenständig in neu eingeführte Themenbereiche einarbeiten mussten, die zuvor noch nicht in der Schule besprochen wurden, fühlten sich viele Jugendliche überfordert. Da die Eltern teilweise nicht die erforderliche Unterstützung geben konnten, kam es zu Spannungen in den Familien. Außerdem belastet insbesondere die Jugendlichen der Abschlussklassen die Ungewissheit über den Fortgang des Schulbetriebs.
Den Fördermittelgebern gerecht werden
Eine der größten Herausforderung sei derzeit, so Maria Dießner, dem Fördermittelgeber gerecht zu werden. Die geplanten Veranstaltungen wurden und werden auch momentan noch aufgrund der Kontaktsperre und Ausgangsbeschränkungen abgesagt. Dadurch sind anvisierte Ziele oder Meilensteine der Projekte – auch bis zum Ende des Jahres – nicht mehr zu erreichen. Vorhaben, die aufgrund ihrer aufwendigen Vorbereitung, wie zum Beispiel das Jugendbeteiligungscamp, das vom 3. bis 4. Juli stattfinden sollte, viel Vorlaufzeit benötigen, sind mit Blick auf die ungewisse Lage der Corona-Verordnungen nicht planbar. Und trotzdem versuchen sie auch da, manche der Themen, die während des Camps mit den Jugendlichen erarbeitet werden sollten, mittels Webinaren anzubieten. Dazu gehören das Argumentationstraining gegen Rechts, ein Workshop zu gelingender Öffentlichkeitsarbeit und Möglichkeiten der Projektfinanzierung. Die Vorbereitungen dazu laufen auf Hochtouren. Ein weiteres Webinar ist für September in Planung. Und sollten die Pandemie-Maßnahmen weiter gelockert werden, wird das Camp in den Spätsommer verschoben.
Von Maria Dießner und Juliane Schwab