Integration auf kommunaler Ebene

08 Mai 2018
Integration auf kommunaler Ebene
Ann-Christin Damm, Foto: Sebastian Haas

Von Valentine Auer

Migration in städtischen und regionalen Kontexten. So nennt sich die Forschungsgruppe, in der die wissenschaftliche Mitarbeiterin des Mercator Forums Migration und Demokratie (MIDEM) Ann-Christin Damm tätig ist. Zentrale Fragen, die sie dabei bearbeitet: Was können Kommunen von anderen Kommunen lernen? Wie wird Integration in den unterschiedlichen Integrationskonzepten der Kommunen definiert und werden die Konzepte tatsächlich umgesetzt?

„Es geht um die praktischen Herausforderungen in dem Landkreis, der Stadt, in der Gemeinde“, erklärt Ann-Christin Damm. Wirft man einen Blick auf die unterschiedlichen Integrationskonzepte, die es in Deutschland gibt, zeigt sich, dass viele der Konzepte Integration sehr pragmatisch definieren. Oftmals bauen sie implizit auf dem Soziologen Friedrich Heckmann auf, der Integration in unterschiedliche Dimensionen teilt. Während die strukturelle Integration die Teilhabe in den Bereichen Arbeitsmarkt oder Bildung für die Gesamtbevölkerung meint, geht es bei der sozialen Integration um die Integration einzelner Personen durch kulturellen Austausch, Freundschaften oder Beziehungen. Auch wird Integration immer wieder als wechselseitiger Prozess dargestellt. Durch die Konzepte kann Integration zwar nicht verordnet und abschließend gesteuert werden, jedoch werden die Rahmenbedingungen so gestaltet, dass eine aktive Förderung der Teilhabe möglich wird.

Von Busverbindungen zu Antidiskriminierungsmaßnahmen

Insbesondere im ländlichen Raum müssten Strukturen und oftmals die bestehende Infrastruktur für die Gesamtbevölkerung verbessert werden. Das beginnt manchmal schon damit, dass Busverbindungen ausgebaut werden oder dem Wohnungsmangel in bestimmten Regionen entgegengewirkt werden muss. „In vielen Integrationskonzepten wird Integration als beidseitiger Prozess verstanden. Es wird darauf verwiesen, dass es Maßnahmen geben muss, die auch auf die sogenannte einheimische Bevölkerung abzielen“, fasst Damm ihre ersten Ergebnisse zusammen. Ein Beispiel dafür sind Antidiskriminierungsmaßnahmen, die in vielen Integrationskonzepten Raum finden.

Das klingt erstmal gut. Die Frage ist jedoch, welche Rolle ein Integrationskonzept tatsächlich in den Kommunen und Städten spielt. „Führt das Konzept auch zu einer Handlung, hat es einen Sinn vor Ort oder ist es einfach nur ein Papier?“, ist die nächste Frage, die sich Damm stellen will: „Man schreibt Vielfalt und Teilhabe in die Integrationskonzepte, aber die Frage ist, wie sinnvoll diese Integrationskonzepte sind. Das sind sie beispielsweise, wenn man die Konzepte auch evaluiert und schaut, welche Indikatoren sich verbessert haben und wo weiterer Handlungsbedarf entsteht.” Die konkreten Formate der Wirkungskontrolle bestehen aus regelmäßigen Berichterstattungen, internen Evaluationen und Integrationsmonitorings anhand eines Indikatorenkatalogs. Aber auch wenn die Konzepte nicht mit konkreten Indikatoren verbunden werden, sind sie mehr als ein bloßes Publicity-Tool. Sie können eine wichtige Signalwirkung haben, Diskussionen anstoßen und gemeinsame Werte transportieren.

Von Kommunen lernen

Und dann geht es noch darum, von den Erfahrungen einzelner Kommunen zu lernen, denn letztlich sind es die Akteur*innen innerhalb der Kommunen, die das Zusammenleben einer Gesellschaft gestalten können. „Die Kommunen haben recht wenig Entscheidungsmacht, aber trotzdem bleibt viel an ihnen hängen, da sie viele kleine Stellschrauben bedienen können“, erklärt Damm und fügt hinzu: „Es gibt in Deutschland Kommunen, die als Vorreiter gelten. Trotzdem kann man nicht das Integrationskonzept einer Stadt nehmen und es in die andere Stadt übertragen, weil es von den Umständen abhängig ist“. Was aber sehr wohl möglich ist, ist einzelne bewährte Maßnahmen zu übernehmen.

Dazu zählen unter anderem die Errichtung von sogenannten One-Stop-Zentren, erklärt Damm: „Die Verwaltung fordert immer wieder, dass One-Stop-Zentren errichtet werden. Verschiedene Ämter wie das Ausländeramt oder das Arbeitsamt sollen dabei in einer zentralen Anlaufstelle verstärkt zusammenarbeiten.“ In eine ähnliche Richtung gehen „Welcome Center“, die sich ebenfalls als positiv bewährt haben und Transparenz innerhalb der „Projekteritis“ – wie Damm es nennt – schaffen sollen: „Gerade auf lokaler Ebene gibt es sehr viele Projekte und Initiativen für Migrant*innen. Daher wird gefordert, mehr Transparenz zu schaffen und die Projekte an die Migrant*innen heranzutragen.“

Nachholbedarf gäbe es zudem bei der politischen Teilhabe von Migrant*innen im ländlichen Raum: Am Beispiel sächsischer Kommunen zeigt sich laut Ann-Christin Damm, dass die politische Teilhabe nicht nur zu wenig bedacht wird, sondern auch zu wenig erforscht ist. Wie politische Teilhabe von Migrant*innen gefördert werden kann, ist daher eine Frage, deren Beantwortung gar nicht so einfach ist. Eine Möglichkeit ist der Einsatz von Ausländer*innen-Beiräten, die sich für die Belange von Zuwander*innen kümmern, erklärt Damm.

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