Die Antirassismus-Richtlinie der EU, die die Gleichbehandlung und die Bekämpfung von Diskriminierung aufgrund der ethnischen Herkunft regeln soll, trat im Jahr 2000 in Kraft. Spätestens ab 19. Juli 2003 sollte die Richtlinie im nationalen Recht der Mitgliedstaaten umgesetzt werden. Wie effektiv diese Richtlinie und andere Gleichbehandlungs-Maßnahmen tatsächlich sind, versucht die Migrations- und Diskriminierungsstudie (EU-MIDIS I und EU-MIDIS II) der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA) zu beantworten. 2008 wurde diese erstmals durchgeführt, 2017 wurden die Ergebnisse der zweiten Befragung veröffentlicht.
Verbessert hat sich in dieser Zeit nur wenig: 2008 gaben 30 Prozent der Befragten an, eine Diskriminierungserfahrung in den letzten 12 Monaten vor der Erhebung gemacht zu haben, bei der aktuellen Studie waren es immer noch 24 Prozent. Gleichzeitig ist die Beschwerderate nach wie vor auf einem niedrigen Niveau: Nur 12 Prozent jener Personen, die Diskriminierungserfahrungen machten, haben im Jahr 2015/16 Beschwerde eingelegt. 2008 waren es 18 Prozent. Ein Gespräch mit Rossalina Latcheva, Soziologin und Statistik-Expertin der FRA, über die Ergebnisse der Studie und über die Notwendigkeit, Integration unabhängig von Migration zu thematisieren.
Zur Person: Rossalina Latcheva ist Statistikexpertin der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA). Zu ihren Fachgebieten zählen Migration und Integration, Diskriminierung, Fremdenfeindlichkeit und ethnische Ausgrenzung, geschlechtsspezifische Gewalt sowie gemischte Methodenforschung. Zudem war sie Postdoktorandin an der Universität Zürich und Dozentin an der Universität Wien. Sie besitzt einen Doktortitel in Soziologie und veröffentlichte eine Reihe von Artikeln und Berichten über Migration, nationale und europäische Identität, ethnische Ausgrenzung und gemischte Methodenforschung.
Interview & Gestaltung: Valentine Auer | Kamera: Benjamin Storck