Wie kann ein ethisch angemessener Umgang mit Big Data im Gesundheitswesen aussehen? 

04 Jun 2019
Wie kann ein ethisch angemessener Umgang mit Big Data im Gesundheitswesen aussehen? 

An der Technischen Universität München fand am 27. April ein Projekttag mit Studierenden der Gesundheitswissenschaften statt, organisiert und durchgeführt von den Tutzinger Diskursteilnehmern Fabian Karsch, Florian Heusinger von Waldegge und Holger Langhof. 

Die Digitalisierung des Gesundheitswesens schreitet voran. Das E-Health-Gesetz zum Beispiel sieht zukünftig für jeden Versicherten der gesetzlichen Krankenversicherung eine elektronische Gesundheitsakte vor, in der sämtliche Diagnosen, Therapien, Impfungen, Arztbesuche und weitere gesundheitsbezogene Daten gespeichert werden. Eine solche Akte soll den behandelnden Ärzten und Therapeuten ein umfassendes Bild eines Patienten geben und die Versorgung effektiver und effizienter machen. Viele Menschen sammeln zudem – bewusst oder oftmals auch unbewusst –  täglich Unmengen an weiteren Daten durch die Verwendung von Apps oder Wearables. All diese Daten können zudem in der Forschung genutzt werden und bieten das Potential, Krankheiten besser zu verstehen, früher zu diagnostizieren oder gar verhindern zu können und Therapien zu optimieren.

Die Hoffnung auf Verbesserungen in der Gesundheitsversorgung geht jedoch einher mit zahlreichen ethischen Herausforderungen. Der Tutzinger Diskurs „Big Data“ befasst sich mit der Frage, welche Kompetenzen junge Menschen benötigen, um mit diesen ethischen Herausforderungen für das „digitale Gesundheitswesen“ umzugehen, und wie diese Kompetenzen gefördert werden können.

Eine strukturierte ethische Reflexion kann den Grundstein für Kompetenzentwicklung legen. Im Fokus des als Workshops angelegten Projekttags an der TUM stand daher die vertiefte Auseinandersetzung mit den ethischen Implikationen von Big Data im Gesundheitswesen. Didaktisch wurde hierfür auf Elemente des Modells zur ethischen Evaluation sozio-technischer Arrangements (MEESTAR) zurückgegriffen, um den Studierenden eine Möglichkeit aufzuzeigen, ihre Reflexion und Diskussion zu systematisieren und ein strukturiertes Argumentieren zu ermöglichen.

Der Tag startete mit der Vorstellung des Tutzinger Diskurses und einer kurzen Einführung in das Thema „Big Data im Gesundheitswesen“. Nach einer ersten Diskussionsrunde erhielten die Studierenden eine Einführung in die Grundbegriffe und Argumentationsweisen der Ethik. Im Anschluss wurden vor dem Hintergrund eines fiktiven Zukunftsszenarios die ethischen Implikationen eines digitalisierten Gesundheitswesens herausgearbeitet und diskutiert.

Nach dem Mittagessen gab es einen kurzen Input zum Thema „Was ist der Deutsche Ethikrat und was macht er?“, gefolgt von einer Einführung in das MEESTAR Modell. Damit wurde auch der Rahmen für das weitere Vorgehen gesteckt: Die Studierenden sollten sich in die Rolle des Deutschen Ethikrates hineinversetzen und Empfehlungen für Politik und Gesellschaft formulieren, wie ein ethisch angemessener Umgang mit Big Data im Gesundheitswesen aussehen könnte.

Dazu bekamen die Studierenden rund 90 Minuten Zeit, aufgeteilt in drei Gruppen verschiedene Texte zu bearbeiten und ethische Prinzipien „Privatheit“, „Autonomie“ oder „Gerechtigkeit“ auf das Thema Big Data im Gesundheitswesen anzuwenden. Das MEESTAR Modell diente ihnen dabei als Arbeitshilfe, Ideen und Argumente zu strukturieren und auszuformulieren. Zusätzliche Unterstützung lieferten die Experten des Tutzinger Diskurses.

Anschließend bekam jede Gruppe die Gelegenheit, „ihre“ Ethikratstellungnahme zu präsentieren und die von ihnen entwickelten Empfehlungen mit den anderen zu diskutieren.

Von Fabian Karsch, Florian Heusinger von Waldegge und Holger Langhof

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